Denkanstöße und AktuellesTraining

Dialog oder „Die Kunst, gemeinsam zu denken“

Dysfunktionale Kommunikation in deinem Team kann viele Formen annehmen:

  • Grabenkämpfe
  • Schweigen
  • Rückzug
  • Intrigen
  • Beschwerden
  • Demotivation
  • Kündigungen

Bei all diesen Formen entsteht aus der Kommunikation nichts Neues: keine neuen Ideen, keine neuen Lösungen, kein stärkeres Verständnis und Vertrauen, keine positive Veränderung. Stattdessen frisst diese Art der Kommunikation Zeit und Energie und destabilisiert dein Team.

Führungskräfte können und sollen in Situationen dysfunktionaler Kommunikation nun eingreifen. Oft geschieht dies per Anweisung hin zu personellen Änderungen. Nachhaltige Veränderung der Muster der Kommunikation entsteht dadurch nicht.

Wir schlagen stattdessen eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen guter Kommunikation vor.

Unser Trainingskonzept

Dialog oder „Die Kunst gemeinsam zu denken“ – dies ist der Titel eines fantastischen Werks von William Isaacs über gelungene, starke, intensive, schaffende Kommunikation. Und dies ist auch der Titel unseres Trainings zum Thema Kommunikation.

Isaacs unterscheidet unterschiedliche Qualitäten der Kommunikation. Er differenziert insbesondere nach Grad der Reflexion und Grad der ganzheitlichen Sicht:

  • Den „geteilten Monolog“ (ganzheitliche Sicht, wenig Reflexion)
  • Die „kontrollierte Diskussion“ (Fokus auf Einzelaspekte, wenig Reflexion)
  • Den „reflektierten Dialog“ (Fokus auf Einzelaspekte, viel Reflexion)
  • Den „schaffenden Dialog“ (ganzheitliche Sicht, viel Reflexion)

In der Praxis haben alle diese Arten der Kommunikation situationsspezifisch ihren Platz. Bessere Kommunikation entsteht, wenn ihr lernt, souverän zu wählen, wie ihr kommunizieren wollt, eure Art der Kommunikation zur Situation passt und ihr die „höheren“ Formen der Kommunikation beherrscht.

Isaacs und wir laden euch ein, bessere Kommunikation in vier Aspekten zu lernen:

  • Aspekt 1: Gemeinsam zuhören
  • Aspekt 2: Perspektiven wertschätzen
  • Aspekt 3: Gemeinsam anhalten
  • Aspekt 4: Mutig sich äußern

Übungen in unserem Training zeigen euch die individuellen und gruppendynamischen Prozesse auf, die zu dysfunktionaler Kommunikation führen können, und geben euch konkrete Tools an die Hand, um eure Prozesse zu verändern und somit gute Kommunikation zu ermöglichen.

Im Folgenden geben wir einen kleinen Einblick in Konzepte und Übungen aus diesem Kommunikationstraining.

Praktiken zu „Besser zuhören“

Um noch besser zuhören zu lernen, führen wir mit euch Übungen beispielsweise zu folgenden Praktiken durch:

  • Sei dir deiner eigenen Gedanken und Gefühle bewusst: Mach dir bewusst, wie viel deiner Wahrnehmung tatsächlich von außen, von anderen kommt und wie viel und was deiner Wahrnehmung aus deiner eigenen Prägung heraus, aus deinen Erinnerungen resultiert.

    Isaacs beschreibt schön, wie wir mit einem „Netz der Erinnerungen und Prägungen“ zuhören. Finde „blinde Flecken“ in deinem Zuhören! Körperliche oder emotionale Reaktionen in dir sind ein recht belastbarer Indikator für ein solches Netz, für „blinde Flecken“.
  • Kehre zurück zu den Fakten: Sobald du einen Filter, ein „Netz“ oder „blinde Flecken“ beobachtest, oder ein Springen zu Schritt 2, 3 oder 4 in der Schlussfolgerungsleiter, gehe bewusst zurück zu den Fakten. Identifiziere Bewertungen und Urteile in dir als solche, trete gedanklich „zur Seite“ und bleibe bei den Fakten. Du wirst feststellen, dass du dann oft noch Klärungen benötigst. Du wirst nachfragen müssen, um Fakten zu vervollständigen.
  • Höre ohne Widerstand: Versuche inneren, emotionalen oder rationalen Widerstand beim Zuhören zu identifizieren, lasse ihn in dir stehen und versuche bewusst loszulassen. Trete gedanklich und emotional noch einmal zur Seite. Gib Raum für andere Gefühle, Gedanken, Werte.
  • Erkenne die „Schlussfolgerungsleiter“: Die Schlussfolgerungsleiter (nach Chris Argyris) fasst die vorgenannten Punkte zusammen und ist ein Tool, das uns hilft zu verstehen, wo und wie wir in der Kommunikation Wahrnehmung „verzerren“.

    Beim Zuhören durchläuft unser Gehirn folgende Schritte:
    • Schritt 1: Wahrnehmen (Was höre ich? Beobachte ich beim anderen und in mir? Fühle beim anderen und in mir?)
    • Schritt 2: Erklären (Warum sagt mein Gegenüber das, was ich wahrgenommen habe? Wie erkläre ich die Botschaft? Den Wunsch?)
    • Schritt 3: Bewerten (Wie passt das, was ich höre, zu meinen Werten? Zu meinen Bedürfnissen und Gefühlen? Was ist gut? Was ist schlecht?)
    • Schritt 4: Reagieren (Wie reagieren meine Gedanken, Gefühle, mein Körper, ich? Wie handle ich?)
  • Wenn wir uns beobachten, stellen wir fest, dass unsere Wahrnehmung oft auf dysfunktionale Art und Weise diese Schritte entlang „stolpert“:
    • Oft kreisen unsere Gedanken so intensiv, dass wir bereits bei Schritt 1 scheitern. Wir hören „mit der Axt“, wir nehmen gefiltert wahr.
    • Oder wir haben vorgefertigte Erklärungen: „Jetzt kommt der schon wieder damit … der will nur dies und jenes“.
    • Oder wir springen sofort zu einer Bewertung … bei den ersten drei Wörtern denken wir … „das ist doch Mist, meine Werte sind anders“.
    • Oder unser Gehirn verlagert Schritt 1 bis 3 ins Unterbewusste und wir reagieren sofort (Schritt 4), dann oft durch „Fight, Flight oder Freeze“.
  • In unserem Training führen wir Übungen durch, um uns die Schlussfolgerungsleiter bewusst zu machen und Dysfunktionalitäten zu durchbrechen.
  • Werde ruhig: Diese Praktik ergänzt die obigen Punkte. Werde in dir ruhig, lasse Raum zu, nehme Dich zurück. Dies ist die Basis, um nicht sofort die Schlussfolgerungsleiter zu durchbrechen, nicht sofort zu erklären und zu bewerten.

Wir laden euch ein, diese Praktiken im Training und dann im täglichen Leben immer wieder auszuprobieren und anzuwenden. Wir laden euch ein, einen individuellen Weg zu finden, still zu werden, Raum zu geben für den anderen, für neue Perspektiven, andere Erklärungen und Werte.

Praktiken zu „Perspektiven wertschätzen“

Im Aspekt „Perspektiven wertschätzen“ geht es darum, Reichtum aus unterschiedlichen Perspektiven zu entdecken und zuzulassen. Folgende Praktiken sind hilfreich:

  • Das Zentrum des Rades: Emotional geladene Gespräche haben oft eine hohe Dynamik. Lasse diese Dynamik zu und stelle dir vor, du bist im Zentrum eines Rades, in der Nabe und beobachtest die hohe Dynamik von dort. Die Nabe ist ruhig, das Rad dreht sich. Betrachte die Speichen (Perspektiven) des Rades. Finde einen Anker (Bild, Gefühl, Satz) für Dich, um in Stresssituationen in der Kommunikation zurück zur Nabe zu kommen. Wenn du auf dem äußeren Rand des drehenden Rades sitzt, wird dir nur schwindlig.
  • Zentriere Dich: Hier geht es darum, die Stabilität und Kraft in der Nabe zu stärken. Dabei nutzen wir die starken Effekte, die Körper und Unterbewusstes aufeinander haben. Einige dieser Übungen kommen aus dem Aikido oder dem somatischen Coaching. Probiere beispielsweise mit einem Partner Folgendes aus:
    • Stellt euch gegenüber und zunächst versucht einer den anderen zur Seite wegzuschieben.
    • Dann versucht das Gleiche, aber arbeitet mit Kraft dagegen.
    • Schließlich stellt euch hin, schließt die Augen, findet eine ruhige Atmung und findet das Gefühl eines Zentrums, einer Energiequelle in euch. Lasst euch schieben, arbeitet nicht mit Kraft dagegen, sondern bleibt einfach im Zentrum.<
    • Tauscht euch zu euren Beobachtungen aus.
  • Höre, als ob du redest: In dieser und der nächsten Praktik geht es darum, selbst im bewussten Hören die Perspektive zu wechseln. Stellt euch also vor, ihr denkt und fühlt wie der andere. Denkt: „Auch dies, was ich höre und wahrnehme, ist in mir“. Egal, ob das so ist oder nicht. Was entsteht? Welche Ideen, Gedanken kommen in euch? Habe ich in mir dominierende Sichten, die meine Wahrnehmung vernebeln?
  • Höre, als ob alles seltsam sei: Umgekehrt: auch wenn ihr mit dem Gehörten, Wahrgenommenen mitschwingt, stellt euch vor, es sei alles anders, seltsam. Was entsteht dann? Welche Ideen, Gedanken und neuen Perspektiven kommen dann in euch? Welche anderen Sichten, vielleicht von Dritten, kommen in den Blick?
  • In Gruppen – unterstütze andere Sichten: Lasse in Gruppen unterschiedliche Sichten zu, fördere die Aussprache, auch in Situationen mit starken Gefühlen (Wut, Angst). Unausgesprochenes wird immer wieder an die Oberfläche kommen und Euch später „sabotieren“. Habt Mut!
  • In Gruppen: Lerne, Spannung auszuhalten: Bleibe zentriert. In einem sich schnell drehenden Rad, einer hohen Dynamik der Kommunikation, entstehen Spannungen. Lerne, diese auszuhalten. Beobachte Dich: tendierst du zu „Fight, flight or freeze“?

Wir üben mit euch diese Praktiken und laden euch ein, sie im täglichen Leben immer wieder auszuprobieren. Beobachtet, wie ihr euch immer besser zentrieren könnt und von der Nabe aus mehr und neue Perspektiven wahrnehmt.

Praktiken zu „Gemeinsam anhalten“

In den vorherigen Praktiken ging es um Zuhören und Wertschätzen. Wir nehmen intensiv wahr, unterbrechen dysfunktionale Prozesse rund um die Schlussfolgerungsleiter und sehen und respektieren unterschiedliche Perspektiven. Aber gibt es noch ein „dahinter“? Um tieferliegende Themen, Muster und Zusammenhänge zu verstehen, müssen wir im Dialog das „Anhalten“ üben.

Hilfreiche Praktiken hierzu:

  • Suspendiert vermeintliche Sicherheit: Reflektiert individuell oder in der Gruppe: Worüber bist du (seid ihr) sicher? Warum bist du (seid ihr) so ‚verdammt‘ sicher? Was ist der Nutzen davon? Was wäre, wenn du (ihr) loslässt? Was könnte passieren? Was sind deine oder eure Ängste?
  • Sucht Fragen, nicht Lösungen: Überlege dir: Welche Fragen sind noch wichtig? Gerade die schweren, tiefen, komplexen Fragen sind interessant. Nehmt euch Zeit, nach „Fragen zu graben“ ohne diese gleich zu beantworten.
  • Untersucht das „dazwischen“: Identifiziert die Themen, in denen die Gruppe polarisiert kommuniziert. Was sind die Extreme? Was gibt es ‚dazwischen‘? Vielleicht findet ihr Perspektiven, Optionen, Lösungen, die fundamental neu, besser, gut sind. Und nicht nur ein Kompromiss.
  • Erlaube Gedankenexperimente: Eine Praktik, die in Situationen hilft, in denen ihr bereits ein „Bild“ der Rolle eines Gesprächspartners habt. Stellt euch diesen Gesprächspartner bewusst in einer entgegengesetzten Rolle vor. Beispielsweise stellt euch den ‚ewigen Nein-Sager‘ als einen ‚konstruktiven Helfer‘ vor und geht mit dieser Denkweise in das Gespräch.
  • Externalisiere das Denken: Wenn ihr in einer Gruppe bspw. ein Konfliktthema zwischen A und B habt, lasst es nicht zwischen A und B austragen, sondern findet zwei andere Freiwillige C und D, die emotional oder inhaltlich nicht so stark involviert sind. C und D werden von A und B jeweils gebrieft und spielen dann stellvertretend den Dialog zwischen A und B. Am Ende werden zunächst C und D nach ihrem Befinden gefragt. Dann dürfen A und B ihre Gedanken äußern. Lachen und Schmunzeln sind für alle außer C und D erlaubt.
  • Ergänzungsfragen: Fragt euch in der Gruppe – was habt ihr übersehen? Und: Wie funktioniert das Problem?

Wir üben diese Praktiken mit euch im Training ein und laden euch auch hier ein, diese Praktiken im täglichen Leben anzuwenden. Finde deinen individuellen Weg anzuhalten, tiefer zu gehen, mehr Fragen zu stellen und verlasst eure sicheren Standpunkte. „Spielt“ mit den Praktiken individuell und in der Gruppe.

Praktiken zu „Mutig sich äußern“

Schließlich geht es im Dialog nach all den vorherigen Schritten auch darum, sich zu äußern, selbstbewusst deine eigene Position zu finden und zu kommunizieren. Wir laden euch im Training ein, über folgende Fragen und Themen zu reflektieren:

  • Frage Dich: „Was ist deine Musik – und wer soll sie spielen?“: Was sind deine Themen? Dein Ich? Deine Botschaften? Deine Musik? Willst du „nur“ Gedanken, Perspektiven anderer wiederholen oder dein eigenes „Ding“ finden? Und willst du deine Musik spielen oder spielen lassen?
  • Überwinde Selbstzensur: Deine eigene Musik zu spielen, macht manchmal Angst. Beobachte Dich: wo zensierst du dich selbst? Warum? Probiere aus, neue Musik zu spielen, neue Türen zu öffnen, neue Botschaften zu senden. Du wirst feststellen: Es ist nicht zu deinem Schaden.
  • Spreche aus deinem Zentrum: Mut, deine Musik zu spielen, findest du in dir. Die somatischen Übungen, wie oben unter „Zentrieren“ beschrieben, helfen, Mut zu finden – und gut zu musizieren.
  • Springe ins Leere: Spürst du in Gesprächen innere Leere? Weißt du nicht, wie du reagieren sollst? Keine Idee? Keine Antwort? Lasse Pausen zu, zentriere Dich und erlaube dir zu improvisieren. Spiegle, was du spürst, lass es aus einer starken Zentrierung heraus deine Gedanken und Fragen laufen.
  • Lass Musik im Team entstehen: Übung für eine Gruppe – lasst nach jedem Redebeitrag eine Sekunden Stille zu. Spürt, was aus dem Redebeitrag heraus entsteht. Welche Musik im Team gemeinsam gespielt wird.

Wir begleiten euch im Training, eure Musik und euer „Ich“ zu finden, Selbstzensur zu überwinden und im Team zu musizieren!

Und jetzt?

Wir unterstützen euch gerne durch ein erstes Gespräch zu eurer Kommunikation, durch Anpassung des Trainings an euren Bedarf sowie natürlich in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Trainings.

Meldet Euch, melde Dich für einen Gedankenaustausch!